Mittwoch, 5. September 2007

Freundschaft

Heraklit behauptet in einem seiner Rätselsprüche: „Trockenes Licht ist stets das beste.“ Und es ist sicher, dass das Licht , welches einer von anderen durch Ratschläge empfängt, trockner und klarer ist als das, was vom eigenen Verstand ausstrahlt, da dieses immer von persönlichen Leidenschaften und Besonderheiten getrübt und verfälscht wird . Demzufolge ist zwischen dem Rat eines Freundes und dem, was man sich selber sagt eine ebenso großer Unterschied wie zwischen dem Rat eines Freundes und dem eines Schmeichlers. Guter Rat erstreckt sich vornehmlich auf zwei Gebiete, zunächst einmal auf Fragen der Moral, sodann auf geschäftliche Angelegenheiten. Was den ersten Punkt anlangt, so ist das beste Schutzmittel zur Erhaltung der seelischen Gesundheit die redliche Ermahnung eines Freundes. Eine strenge Selbstprüfung ist zuweilen eine zu scharfe und ätzende Medizin. Das Lesen moralischer Schriften macht nicht besonders tiefen Eindruck. Man sieht mit Staunen, welchen grobe Fehler viele, namentlich die Großen der Welt , wenn sie keinen mahnenden Freund besitzen, zum Schaden für ihren Ruf und ihr Schicksal begehen. Wer in geschäftlichen Dingen eine Rat holt, lauft die Gefahr, dass er nicht ehrlich beraten wird, denn selten erhält man, außer von einem wahren Freunde, eine wirklich guten Rat , der nicht zum Vorteil des Ratgebers zurechtgestutzt wurde. Auf die Früchte de Freundschaft, Ruhe des Gemüts und verstandesmäßige Förderung folgt als letztes: Beistand und Anteilnahme in allen Formen des menschlichen Lebens. Man führe sich einmal vor Augen, was de Mensch nicht alleine tun kann. Es reicht nicht aus, dass- wie Aristoteles sagt- der Freund ein zweites Ich sei. Wer einen Freund besitzt kann sicher sein , dass die wirklich wichtigen Dinge in seinem Leben auch nach seinem Tod von diesem weiter betreut werde, dass er also gleichsam ein doppeltes Leben führt. (nach Francis Bacon)

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